Bitcoin-Transaktionen in Billionenhöhe, Stablecoins als günstige Remittance-Alternative und staatliche Kontrollmaßnahmen ohne große Wirkung: Eine neue Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) liefert detaillierte Einblicke in das weltweite Volumen und die Treiber grenzüberschreitender Krypto-Transaktionen.
Die BIS hat für den Zeitraum von 2017 bis Mitte 2024 umfangreiche Daten ausgewertet, um die internationalen Bewegungen von Bitcoin (BTC), Ether (ETH) und den führenden Stablecoins Tether (USDT) und USD Coin (USDC) zwischen 184 Ländern empirisch zu untersuchen. Die Analyse basiert auf Transaktionsdaten von Blockchain-Adressen sowie ergänzenden App-Nutzungs- und Webtraffic-Statistiken großer Krypto-Börsen.
Bitcoin und Stablecoins bewegen Billionenbeträge

Laut der Studie erreichte das internationale Volumen aller untersuchten Krypto-Assets 2021 seinen Höhepunkt bei 2,6 Billionen US-Dollar, was etwa 12 % des damaligen globalen Warenhandels entsprach.
Bitcoin dominierte anfangs klar, wurde jedoch zunehmend von Stablecoins abgelöst. „Der Anteil von Bitcoin am Transaktionsvolumen sank von rund 80 % Anfang 2019 auf weniger als 25 % im Jahr 2024“, heißt es in der Studie.
Der allgemeine Wachstumstrend von Krypto-Zahlungen wird in der Studie mit einer eindrucksvollen Grafik belegt: Von weniger als 10 Milliarden US-Dollar pro Quartal im Jahr 2017 kletterten die Volumina auf über 800 Milliarden US-Dollar im Spitzenquartal 2021 und lagen im ersten Halbjahr 2024 im Schnitt bei rund 700 Milliarden US-Dollar.
Bitcoin als Fluchtwährung? Starke Korrelation mit Finanzmarktschwankungen
Ein zentraler Indikator für die Unsicherheit an den Finanzmärkten ist der sogenannte VIX (CBOE Volatility Index), auch als „Angstindex“ bekannt. Er misst die erwartete Schwankungsbreite (Volatilität) des US-amerikanischen Aktienindex S&P 500 für die kommenden 30 Tage. Steigt der VIX, signalisiert dies eine zunehmende Nervosität unter Anlegern und damit eine höhere Unsicherheit an den Märkten. Laut den Daten der BIS führt ein Anstieg des VIX um 1 % zu einem durchschnittlichen Anstieg der globalen Bitcoin-Transaktionsvolumina um etwa 2 %.
Die Autoren deuten dies als Hinweis darauf, dass Investoren Bitcoin in unsicheren Zeiten als alternative Anlageklasse nutzen: „Dieses Resultat deutet darauf hin, dass BTC in Zeiten von Marktstress als Spekulationsobjekt genutzt wird.“
Zudem beobachtet die Studie, dass in Ländern mit hoher Inflation Bitcoin und Stablecoins verstärkt auch als Zahlungsalternative zum schwachen lokalen Fiatgeld und für grenzüberschreitende Transfers eingesetzt werden.
Höhere Opportunitätskosten bei der Verwendung von Fiatwährungen, wie z. B. eine hohe Inflation, fördern bilaterale grenzüberschreitende Transaktionen sowohl mit ungesicherten Krypto-Assets als auch mit Stablecoins.
Zitat aus dem BIS-Papier
Stablecoins: Günstige Alternative für Überweisungen
Vor allem aber Stablecoins wie USDT und USDC spielen laut der Studie eine immer wichtigere Rolle als Transaktionsmedium. Die Autoren beobachten einen starken Zusammenhang zwischen den Kosten klassischer Remittance-Zahlungen und dem Volumen von Stablecoin-Transaktionen. Auch hier bieten diese insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern mit hohen Gebühren und schwachen lokalen Währungen einen attraktiven Ausweg. Besonders hohe Aktivitäten waren in der Türkei und Russland zu messen.
Mit dem sprunghaften Anstieg des grenzüberschreitenden Volumens von 13 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 auf mehr als 1.100 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 bis 2024 wurde die Türkei den Chainalysis-Daten zufolge zum zweitgrößten Sender und Empfänger von USDT. Zusammen mit Russland machte sie etwa 12 % des grenzüberschreitenden USDT-Volumens aus.
Zitat aus dem BIS-Papier
Internationale Regulierung bislang wenig wirksam
Ein zentrales Ergebnis der BIS-Studie ist, dass traditionelle staatliche Maßnahmen zur Steuerung internationaler Kapitalströme bei Kryptowährungen weitgehend ins Leere laufen. Während klassische Finanzströme wie Interbank-Kredite oder Handelsfinanzierungen durch geografische und regulatorische Barrieren beeinflusst werden, zeigen sich Krypto-Flows davon weitgehend unbeeindruckt. Die Autoren schreiben dazu: „Geografische Barrieren spielen im Vergleich zu traditionellen Finanzflüssen eine geringere Rolle.“
Selbst staatliche Kapitalverkehrskontrollen (Capital Flow Management Measures, CFMs), die den Abfluss oder Zufluss von Kapital beschränken sollen, haben kaum Auswirkungen auf das Volumen von Bitcoin- und Stablecoin-Transaktionen. Im Gegenteil: In manchen Fällen wird sogar ein Anstieg der Krypto-Aktivität festgestellt. Wörtlich heißt es dazu:
Kapitalverkehrskontrollen, die den Abfluss von Geldern aus dem Herkunftsland oder den Zufluss in das Empfängerland einschränken sollen, haben nur geringe Auswirkungen auf Krypto-Flüsse. Tatsächlich können sie sogar mit einem Anstieg der grenzüberschreitenden Transaktionen bestimmter Krypto-Assets in Verbindung stehen, was auf eine Umgehung [der Kontrollen] hindeutet.
Zitat aus dem BIS-Papier
Die Studie legt damit nahe, dass Akteure in restriktiven Staaten zunehmend auf Kryptowährungen ausweichen, um offizielle Kapitalverkehrsbestimmungen zu umgehen. Dies unterstreicht damit einmal mehr die dezentrale und schwer kontrollierbare Natur insbesondere von Bitcoin im Vergleich zu klassischen Finanzinstrumenten.